Tagfalter

Tagfalter stellen wichtige Indikatoren für den aktuellen Zustand von Lebensräumen dar und sind von höchstem Naturschutzinteresse, da die Ansprüche der Raupen und der Falter an habitatbestimmende Parameter zahlreiche Aussagen über den Zustand einzelner Lebensräume zulassen. Zusätzlich reagieren Tagfalter sensibel auf anthropogene Einflüsse, was u.a. das Verschwinden vieler Arten aus großen Bereichen ihres früheren Verbreitungsgebietes verursacht.
Auch im Projektgebiet sind von den 93 nachgewiesenen Tagfalterarten 64 Arten in den Roten Listen zu finden. Unter den nachgewiesenen Spezies des Projektgebietes finden sich Besonderheiten wie Berghexe (C. briseis), Streifen-Bläuling (P. damon) und der Schwarzfleckige Ameisen-Bläuling (M. arion) (FFH-Art, Anh. IV).

Streifen-Bläuling (Polyommatus damon)

Streifen-Bläuling (Foto: G. Roeder)
(Foto: G. Roeder)

Diese xerothermophile Offenlandart benötigt bodennah sehr warmes Mikroklima. Eine Besonnung der Habitate bis zum Sonnenuntergang scheint unabdingbar zu sein  (WEIDEMANN 1995). Der Streifen-Bläuling lebt nur auf extensiv beweideten Flächen, auf denen sich größere Bestände der Hauptfutterpflanze der Raupe, der Esparsette (Onobrychis spec.) befinden. Die ursprüngliche Futterpflanze ist die Sand-Esparsette (O. arenaria), mit dem vermehrten Anbau der Saat-Esparsette (O. viciifolia) trat auch P. damon verbreiteter auf. Die Raupe ist ganzjährig auf das Vorkommen der Fraßpflanze angewiesen, weswegen eine zu intensive Beweidung ein Problem darstellt.

Für diese Art sind im Projekt spezielle Artenschutzmaßnahmen vorgesehen.

Maßnahmenvorgeschläge für P. damon:

Im Bereich der Kleinen Geba (Kerngebiet 6) laufen seit einigen Jahren Bestrebungen zum Schutz der Art, allerdings mit schwankendem Erfolg. Immer wieder wurden auch solche Bereiche beweidet, die P. damon vorbehalten bleiben sollten. Jedoch wirkte sich die Auflichtung des Hanges positiv auf diesen Bläuling aus.
Die Sicherung der gegenwärtigen Bestände der Art ist nur durch einen Erhalt der bestehenden Restbestände der Futterpflanze Esparsette möglich.

  • Hierzu ist eine schonende und extensive Nutzung (Schafbeweidung bzw. Mahd) erforderlich, wie beispielsweise eine partielle Aussparung der Standorte der Futterpflanze sowie die Aussparung von Randbereichen (Gebüschsäume, Wegränder etc. mit Beständen der Esparsette) an potentiellen P. damon und auch P. thersites-Flugorten.
  • Angestrebt werden sollte ein Restbestand von ca. 40-50 % der vorhandenen Esparsetten-Pflanzen.
  • Eine zu lange Verweildauer der Schafe auf der Fläche ist zu vermeiden, wobei zusätzlich auf ein weites Gehüt zu achten ist. Werden die Flächen durch Mahd gepflegt, sollen mosaikartige ungemähte Streifen verbleiben.

Infolge der sich deckenden Ansprüche an den Lebensraum mit P.damon sind auch die Anforderungen von P.thersites an die Maßnahmen identisch und führen zu einem Erhalt der bestehenden Populationen.

Folgende Hinweise zur Verbesserung des Bestandes des Streifenbläulings (Polyomattus damon) und des Esparsetten-Bläulings (Polyomattus thersites) wurden an der Hohen und Kleinen Geba umgesetzt:

Die Sicherung der Bestände dieser Arten ist nur durch einen Erhalt der bestehenden Bestände der Futterpflanze Esparsette möglich. Hierzu ist eine schonende und extensive Nutzung (Schafbeweidung bzw. Mahd) erforderlich.

Am Oberhang der Kleinen Geba und an der Hohen Geba wurde esparsettenreiche Teilflächen zeitweise von der Beweidung ausgenommen, um die Raupenfutter-/ Nektarpflanzenfür die beiden Tagfalterarten zu erhalten.

Aufgrund der sehr speziellen Biologie der Art ist es jedoch sehr schwierig, die Ansprüche des Streifenbläulings mit den Rahmenbedingungen der Flächenpflege zu vereinbaren. Insbesondere dann, wenn es sich, wie im Kerngebiet 6 um sehr kleine, isolierte (Rest)Populationen handelt.

Berghexe (Chazara briseis)

Berghexe (Foto: G. Roeder)
(Foto: G. Roeder)

Die Berghexe gilt als Leitart steiniger Hügel mit Steppenheidevegetation warmtrockener Kalklandschaften (BERGMANN 1952). Die Art ist ein eher südliches Faunenelement, welches u.a. in Nordwest-Afrika, Iran und in Mitteleuropa bis zum 50. Breitengrad gefunden wird (TOLMAN & LEWINGTON 1998). Die Art hat in Deutschland ihren Verbreitungsschwerpunkt in Thüringen und im südlichen Sachsen-Anhalt und ist vor allem auf intensiv beweideten Steintriften zu finden (WEIDEMANN 1995). Die Larve bevorzugt als Fraßpflanze Gräser der Gattungen Festuca und Sesleria. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen xerothermen Arten profitiert die Berghexe von einer intensiven Schafbeweidung. Die Population in der Rhön, insbesondere an der Hohen Geba, gilt als die individuenreichste in ganz Deutschland. Im außergewöhnlich heißen Sommer 2003 flogen bis zu 123 Exemplare pro Hektar. Von 2002-2004 führte der LPV "BR Thüringische Rhön" e.V. ein von der ZGF gefördertes Artenschutzprojekt zum Erhalt des Lebensraums der Berghexe durch.

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous)

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Foto: G. Roeder)
(Foto: G. Roeder)

Wie die übrigen Arten der Gattung zeichnet sich die Art durch die außergewöhnliche Lebensweise seiner Larvalstadien aus. Als Jungraupe monophag in den Köpfchen des Großen Wiesenknopfes (Sanguisorba officinalis) lebend, lässt sich die Larve nach der dritten Häutung (ca. 20 Tage nach der Eiablage) fallen und wird von Arbeiter-Ameisen ins Nest getragen. Als Wirtsameise fungiert bei M. nausithous die Ameisen-Art Myrmica rubra, in Ausnahmefällen M. scabrinodes. Im Nest wird die Raupe bis zum Eintreten der Verpuppungsreife im folgenden Jahr von den Ameisen gefüttert bzw. sie beginnt die Larven und Puppen der Wirtsameisen zu fressen. Nach dem Schlupf der Falter Mitte Juli bis Anfang August werden wieder Eier in die Blütenköpfchen der Futterpflanze abgelegt.

Für diese Art sind im Projekt spezielle Artenschutzmaßnahmen vorgesehen.

Generell lassen sich folgende Artenschutzmaßnahmen formulieren:

  • keine Stickstoffdüngung
  • kein Herbizideinsatz
  • kein Einsatz schwerer Maschinen (Walzen etc.)
  • Schnitthöhe nicht unter 10 cm
  • keine längerfristige, intensive Beweidung (keine Nutzung als Standweide) und
  • keine Änderung des Wasserhaushaltes

Maßnahmenvorschläge für M. nausithous :

  • zur Sicherung von blühenden Beständen des Großen Wiesenknopfes (S.officinalis) frühe Mahd bis spätestens 10.06. unter Belassung ungemähter Abschnitte und/oder späte Mahd ab Ende September
  • wenn beweidet werden soll, dann gleiche Termine wie bei Mahd einhalten
  • Mahd wie oben beschrieben oder extensive Beweidung im weiten Gehüt unter Schonung der bachbegleitenden Saumbereiche (derzeit Schafhutung)
  • wenn Zwischentermin zur Beweidung gesetzt werden soll, dann beim Weidegang hohen Weiderest belassen
  • keine Gülleausbringung mehr auf die Fläche
  • Uferstreifen auf einer Breite von mind. 5m pro Mähgang jeweils nur einseitig mähen