Trocken-/ Halbtrockenrasen und Wacholderheiden

Charakteristik:

Das Kahlköpfchen bei Roßdorf im Kerngebiet 1, eine markante Kahlheide mit lückiger Vegetation (Foto: J. Gombert)
Das Kahlköpfchen bei Roßdorf im Kerngebiet 1, eine markante Kahlheide mit lückiger Vegetation (Foto: J. Gombert)
Auswahl einiger Leitarten
Auswahl einiger Leitarten

Trocken-/Halbtrockenrasen liegen oft sonnenexponiert, an Süd- bis Westhängen. Kennzeichnend ist eine Vielzahl bunt blühender Krautarten. Ihre gelb- bis graugrüne Grundfarbe unterscheidet sich während der Vegetationsperiode deutlich vom satten Grün des artenarmen Wirtschaftsgrünlands. Sie sind vielfältig standörtlich differenziert.
Als basiphile Trocken-/Halbtrockenrasen werden extensiv genutzte Rasengesellschaften aus niederen und mittelhohen Gräsern und Kräutern erfasst, in die einzelne Gebüsche, Hecken oder Einzelbäume eingestreut sein können. Trocken-/Halbtrockenrasen sind zu 99 % anthropogenen Ursprungs und gehören nur an Extremstandorten der potentiellen natürlichen Vegetation an. Vor allem in den Kalkgebieten und basenreichen Mittelgebirgslandschaften Süd- und Ostdeutschlands gehörten sie bis in die Mitte des 20. Jh. zum typischen Landschaftsbild. Auch die Trocken-/Halbtrockenrasen der Thüringischen Rhön sind durch althergebrachte Landnutzungsformen entstanden. Sie sind oft mit thermophilen Gebüsch- und Staudensäumen oder Wäldern mosaikartig verzahnt.
Als regionaltypische Ausprägungen finden sich im Projektgebiet Kahlheiden, die steindurchsetzt sein können (Steinlehden) und nur geringe Deckungsgrade aufweisen.

Wacholderheide mit Hutebuchen im Kerngebiet 2 im NSG "Kuhkopf" bei Diedorf (Foto: J. Gombert)
Wacholderheide mit Hutebuchen bei Diedorf (Foto: J. Gombert)

Eine weitere Besonderheit sind die Wacholderheiden. Sie entstanden wie die weitgehend gehölzfreien Trocken-/ Halbtrockenrasen durch Schafhutung und stellen gleichfalls ein Kulturrelikt jahrhundertelanger traditioneller Weidewirtschaft dar. Der sie prägende Gewöhnliche Wacholder (Juniperus communis) gilt als Weideunkraut und kennzeichnet alte Weidegebiete.

Verteilung:

Ansicht Südhang Hohe Geba mit Steinbruch am Neidhardskopf und Weinberg (rechts) (Foto: D. Stremke, 2008)
Ansicht der Kalkmagerrasen am Südhang der Hohen Geba (Foto: D. Stremke, 2008)

Trocken-/Halbtrockenrasen sind im gesamten Muschelkalk-Teilgebiet landschaftsprägend und mit einer durchschnittlichen Größe von etwa 0,9 ha je Fläche deutschlandweit einzigartig. Allein Kerngebiet 6 weist knapp 230 ha dieses Biotoptyps auf. Besonders hervorzuheben ist hier das Triftsystem mit 17 km Länge, welches sich vom Wunschberg zu den Trocken-/Halbtrockenrasen westlich von Stepfershausen spannt.

Teilweise sind diese Flächen von jahrhundertealten Hutebuchen geprägt, wie beispielsweise im Kerngebiet 2 am „Kuhkopf“ bei Diedorf und im Kerngebiet 3 „Am Kolben“ bei Fischbach.

Beeinträchtigung, Gefährdung, Schutzbedürftigkeit:

Gefährdung durch Nadelgehölzaufwuchs und Verbuschung (Foto: P. Ludwig)
Gefährdung durch Nadelgehölzaufwuchs und Verbuschung (Foto: P. Ludwig)

Die Trocken-/Halbtrockenrasen werden fast ausschließlich mit unterschiedlicher Intensität beweidet. Ihre schwerwiegendsten Beeinträchtigungen liegen in Verbrachungs-, Versaumungs- und Verbuschungsprozessen, welche durch unregelmäßige Beweidung bzw. zwischenzeitliches Brachfallen der Flächen aufgebaut werden. Problematisch ist die Verinselung oder Nutzungsaufgabe von Splitterflächen. Schon jetzt sind Teilflächen für die Schäfer aufgrund der starken Gehölzsukzession nicht mehr erreichbar.

Die Buchholztrift im Kerngebiet 2 war bis 2006 großflächig mit Nadelgehölzen wie Wacholder und Fichte bewachsen (Foto: F.Meyer)
Die Buchholztrift im Kerngebiet 2 war bis 2006 großflächig mit Nadelgehölzen bewachsen (Foto: F.Meyer)

Neben der Zunahme von Brachegräsern wie Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum) und Sträuchern wie Schlehe (Prunus spinosa) stellen sich verstärkt Nadelbäume wie Gewöhnliche Kiefer (Pinus sylvestris), und Schwarz-Kiefer (Pinus nigra) aber auch Laubbäume wie Rotbuche (Fagus sylvatica) ein. Von angrenzenden Nadelholzforsten geht zuweilen ein derartiger Sukzessionsdruck auf die Trocken-/ Halbtrockenrasen aus, dass die Flächen innerhalb weniger Jahre zuwachsen. Mit zunehmender Gehölzbedeckung führen Beschattung und Laubfall zum Rückgang der thermophilen, lichtliebenden und konkurrenzschwachen Flora und Fauna.

Entwicklungspotential:

Gut gepflegte und artenreiche Bestände sind in ihrem Zustand zu erhalten. Für beeinträchtigte und brachliegende Flächen besteht bei entsprechenden Pflege- und Wiederherstellungsmaßnahmen ein hohes Entwicklungspotential.