Hintergrund

Seit einigen Jahren ist eine neue Pflanze (Neophyt) auch in der Rhön immer weiter auf dem Vormarsch. Mit 4-5 Metern Wuchshöhe stellt der eindrucksvolle Gigant alle heimischen Staudenarten buchstäblich in den Schatten. Der ursprünglich im Kaukasus beheimatete Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), oft auch als Herkulesstaude bezeichnet, ist eine der bekanntesten invasiven Pflanzenarten in Deutschland.

Dichter Riesenbärenklau-Bestand bei Apfelbach (Foto: LPV Rhön 2013)

Invasive Arten:

Im Naturschutz werden die gebietsfremden Arten als invasiv bezeichnet, die unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope haben. So treten invasive Arten z.B. mit einheimischen Arten in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen und verdrängen diese. Weiterführende Informationen finden Sie hier!

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Doldenblütler (Apiaceae) in ganz Europa etabliert und breitet sich insbesondere an Fließgewässern und auf Brachflächen aus. Mittlerweile ist sein Vorkommen auch für einige sensible Biotoptype der Rhön höchst problematisch.

Der Riesenbärenklau verbreitet sich schnell und großflächig mit bis zu 50.000 Samen pro Pflanze.

Mit seiner enormen Blattmasse und Wuchshöhe verdrängt er heimische, weniger konkurrenzstarke Pflanzen und stört damit die standorttypische Artenzusammensetzung. Die Biodiversität (Artenvielfalt) ist ein wichtiger Faktor für die Stabilität eines Ökosystems: Eine geringe Artenvielfalt führt zu starken Schwankungen im Bestand der einzelnen Arten und kann darüber hinaus Arten zum Aussterben bringen.

Seine extreme Anpassungsfähigkeit ermöglicht es dem Riesenbärenklau sich auf verschiedensten Standorten anzusiedeln.

Keimung und Austrieb im zeitigen Frühjahr sowie schnelles Wachstum verschaffen der Pflanze einen großen Vorsprung gegenüber der übrigen Vegetation.

Effiziente Samenausbreitung durch Wind und fließende Gewässer, lange Keimfähigkeit der Samen (bis zu 10 Jahre), Selbstbestäubung sowie die Fähigkeit den Blütezeitpunkt unter ungünstigen Bedingungen zu verschieben, führen zu einer extrem hohen Keimungsrate der Samen.

Mit seinen Pfahlwurzeln begünstigt der Riesenbärenklau Ufererosion an Fließgewässern.

Zusätzlich ist bei dieser Art das Risiko für die menschliche Gesundheit nicht zu unterschätzen. Weiterführende Informationen dazu finden Sie hier

Die Pflanzengesellschaften müssen in NATURA 2000-Gebieten (FFH-Gebieten) erhalten bleiben. Es existiert ein rechtlich verankertes Verschlechterungsgebot.

Trockener Samenstand mit ausfallenden Samen (Foto: LPV Rhön, März 2014)
Hunderte Sämlinge unter „Mutterpflanze“ (Foto: LPV Rhön, Mai 2013)
Sämling (Foto: LPV Rhön, April 2013)
Austrieb einer 2-3 jährigen Pflanze (Foto: LPV Rhön, April 2013)
Pflanze im Rosettenstadium (Foto: LPV Rhön, April 2013)
Mehrere Riesenbärenklau-Pflanzen auf einer Kiesbank an der Ulster bei Pferdsdorf
(Foto: LPV Rhön, April 2013)
Massenbestand entlang des Lützenbachs bei Bremen (Geisa) (Foto: LPV Rhön, Mai 2013)
Blühende Pflanze in der Ulster-Aue bei Geisa
(Foto: LPV Rhön, Juli 2014)
Blühender Massenbestand entlang des Apfelbachs bei Ketten (Geisa) (Foto: LPV Rhön, Juli 2013)
Beginnende Samenreife der Hauptdolde
(Foto: LPV Rhön, Juli 2014)
Abgeblühte Samenstände mit ausfallenden Samen am Weidbach bei Oberkatz. Die Pflanzen sterben nach der Blüte ab. Jüngere Pflanzen im Rosettenstadium (grüne Blätter darunter) stehen bereits in den Startlöchern. Sie werden im nächsten Jahr blühen.
(Foto: LPV Rhön, August 2014)
 
Übersichtskarte: bekannte RBK-Vorkommen im thür. Teil des BR Rhön

Die Ausbreitungsschwerpunkte im thüringischen Teil des BR Rhön konzentrieren sich auf die Ulster-Aue (FFH Gebiet: Ulster / Gebiets-Nr.: 077) zwischen Motzlar und Unterbreizbach, einige Ulster-Zuflüsse (Apfelbach, Lützenbach, Hubengraben, Bermbach) sowie den Weidberg und den Weidbach bei Oberweid.

Massenbestand im Quellgebiet des Lützenbachs bei Bremen (Foto: P. Lurz, 2013)
Massenbestand in der Ulster-Aue bei Motzlar (Foto: P. Lurz, 2013)

Ziele des Projektes

Zwischen 2013 und 2015 betreute der LPV Rhön als Projektträger das ENL-geförderte Projekt:  “Bekämpfung des Riesenbärenklau im Biosphärenreservat Rhön“ In enger Zusammenarbeit mit dem TLVwA (Thür. Landesverwaltungsamt), den Unteren Naturschutzbehörden (SM, WAK) sowie den jeweiligen Gemeindeverwaltungen und Forstämtern wurde ein Konzept zur Bekämpfung des RBK mit folgenden Zielen entwickelt und umgesetzt:

Die weitere Verbreitung der Herkulesstaude in den Schutzgebieten des BR Rhön, sowie in Gebieten mit besonderer naturräumlicher Ausstattung soll verhindert und seine aktuellen Bestände möglichst effektiv bekämpft werden.

Bekämpfungsmaßnahmen werden aus ökologischen Gründen mechanisch (durch Ausstechen, Mahd oder Beweidung) durchgeführt.

Über drei Jahre hinweg werden die bekannten Vorkommen in den Auebereichen der Ulster und an deren Zuflüsse bekämpft.

Um auch in Zukunft neu auftretende Riesenbärenklau-Vorkommen im BR Rhön rechtzeitig erfassen und bekämpfen zu können, soll die Bevölkerung auf das Problem aufmerksam gemacht und darum gebeten werden Hinweise zu neuen Vorkommen zu liefern.

Umsetzung der Projektinhalte

Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Riesenbärenklau zu bekämpfen. Für den Erfolg der Bekämpfungsmaßnahmen ist es unbedingt notwendig (je nach Größe, Dichte, Entwicklungsgrad und den Bedingungen vor Ort) die richtige Methode zum richtigen Zeitpunkt anzuwenden. Detaillierte Informationen zu den verschiedenen Bekämpfungsmaßnahmen finden Sie hier:

Download 1 - Informationen zur Bekämpfung der Herkulesstaude (April 2012) PDF-Datei 750 KB

Download 2 - Präsentation: Effektive Bekämpfungsmaßnahmen der Herkulesstaude (April 2012) PDF-Datei

 

Im Rahmen dieses Projektes wurden alle Bestände ausschließlich mechanisch bekämpft:

Die Pfahlwurzel des RBK wird mit dem Spaten ab Austriebsbeginn (April) durchgestochen, solange die Pflanzen noch klein sind. Anschließend kann die Pflanze herausgehebelt werden und zum Vertrocknen auf der Fläche verbleiben.

Die Bestände werden im Laufe der Vegetationsperiode regelmäßig auf nachwachsende Pflanzen kontrolliert und die Bekämpfungsmaßnahmen bei Bedarf wiederholt (bis zu 4 mal pro Jahr)

Bei später gefundenen Pflanzen werden die Blüten- oder Samenstände vorsichtig abgeschnitten und über den Restmüll entsorgt.

Um eine Grundlage für weitere Bekämpfungsmaßnahmen zu schaffen sollen möglichst flächendeckend alle RBK-Vorkommen im BR Rhön erfasst und kartiert werden.

Gezielte Öffentlichkeitsarbeit (Zeitungsartikel, Vorträge in Schulen, KiGas, Gemeinden und Vereinen, Verteilung von Info-Material) soll zum Melden neuer RBK-Vorkommen aufrufen.

Flächennutzer, Gemeinde- und Forstarbeiter erhalten bei Bedarf eine Anleitung zu praktischen Bekämpfungs- und Arbeitsschutzmaßnahmen vor Ort.

Der Projektträger (LPV Rhön) tritt für seinen gesamten Wirkungsbereich im Biosphärenreservat Rhön als zentrale Meldestelle für RBK-Funde und Fragen zur Neophyten-Bekämpfung auf.

Fotostrecke Riesenbärenklau-Bekämpfung

Ausstechen der Pfahlwurzel (Foto: LPV Rhön, Juni 2013)
ausgestochene Pflanze (Foto: LPV Rhön, Juni 2013)
ausgestochene Pflanze / Pfahlwurzel (Foto: LPV Rhön, Juni 2013)
Massenbestand nach Mahd im Juli 2013
Abschneiden der Samenstände, September 2014
VORHER (Juni 2013): Dominanzbestand mit einigen tausend Individuen am Lützenbach

Was jeder tun kann

Durch schnelles Handeln können Sie dazu beitragen, dass sich dieser Neophyt nicht ungehindert ausbreitet und wertvollen Lebensraum überwuchert.

Folgendes sollten Sie dabei beachten:

Auf keinen Fall in der freien Landschaft anpflanzen oder aussäen!

Wer die Pflanze im Garten hat, sollte dafür sorgen, dass die Samen sich nicht verbreiten können, z.B. über Bäche und Gräben.

Blüten- und Samenstände auf keinen Fall in den Kompost oder Grünschnitt geben!

Besser über den Restmüll (Mülltonne) entsorgen!

Unbedingt Hautkontakt vermeiden! Bei der Beseitigung der Pflanze lange Kleidung und Handschuhe tragen!

Auf keinen Fall mit dem Rasenmäher oder Freischneider arbeiten! Spritzgefahr!

Bei Kontakt mit Pflanzensaft, sofort abwaschen, bedecken und in der nächsten Zeit mit Sonnenschutz behandeln. Bei schweren Verbrennungen unbedingt den Arzt aufsuchen!

Gerade in den Sommermonaten sollten Eltern und Erzieher ihre Kinder eindringlich vor dieser Pflanze warnen, um Unfällen beim Spielen vorzubeugen.
Download 1: Flyer (A4 )
Download 2: Info-Poster A3
Download 3: Info-Poster A1 (speziell für Kinder)

Größere Bestände an das Ordnungsamt, die Unteren Naturschutzbehörden (Landratsamt), Forstämter oder den LPV Rhön melden!

Hier investieren Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.