Primärer Biotopverbund

Vor allem Sukzession führte an vielen Stellen innerhalb der Kerngebietskulisse zu Barrieren im Biotopverbund. Besonders an Gemarkungsgrenzen, in ehemaligen Triften innerhalb geschlossener älterer Gehölzbestände und an Bewirtschaftergrenzen ist der Biotopverbund unterbrochen. Weitere Defizite bestehen bei verbuschenden Offenlandbiotopen, die zwar noch durchgängig sind, aber ihre Passierbarkeit für Offenlandbewohner mit zunehmender Gehölzbedeckung verlieren.

Luftbild von 1956 - Kerngebiet 6 bei Helmershausen
Luftbild 1956
Luftbild von 1998 - Kerngebiet 6 bei Helmershausen
Luftbild 1998

Die Lufbilder zeigen einen Bereich im Kerngebiet 6 in der Gemarkung Helmershausen.

(rot: Beispiel für Flächen auf denen von 1956 bis 1998 eine Zunahme der Verbuschung deutlich zu erkennen ist)  

Kalk-Trockenrasen und FFH

Speziell die Trockenlebensräume verfügen zumeist über ein beeindruckendes faunistisches und floristisches Arteninventar. Aufgrunf ihrer Gefährdung finden sich zahlreiche Arten in den Roten Listen und zum Teil in den Anhängen der FFH-Richtlinie (Anhang II, IV, V). Kalktrockenrasen selbst finden sich ebenfalls in der FFH-Richtlinie (Anhang I). Besonders orchideenreiche Kalktrockenrasen genießen einen besonderen Schutz. Sie zählen zu den prioritären Lebensräumen wenn sie mindestens eines der folgenden Kriterien:

  • Das Gebiet weist einen hohen Artenreichtum an Orchideen auf
  • Das Gebiet zeichnet sich durch eine große (bedeutende) Population mindestens einer bundesweit seltenen bzw. gefährdeten Orchideenart aus 
  • Im Gebiet wachsen mehrere seltene oder sehr seltene Orchideenarten

Daher müssen insbesondere die Kalkmagerrasen in ihrer jetzigen Ausdehnung und ihrem Vernetzungsgrad mindestens erhalten und bestehende Barrieren beseitigt werden.

Kleiner Exkurs in die Populationsbiologie/Metapopulationstheorie

In Folge der oben genannten Prozesse kommt es zu Habitatverkleinerungen. Zusätzlich nehmen die Distanzen zwischen potentiell geeigneten Lebensräumen zu. Dadurch nimmt die Erreichbarkeit der Flächen ab, wodurch ein Individuenaustausch zwischen Teilpopulationen erschwert wird oder gar nicht mehr möglich ist. Vor allem Arten mit geringem Ausbreitungspotential sind davon betroffen. Eine weitere Folge stellt die Abnahme der genetischen Varianz dar. Außerdem wird mit geringerer Flächengröße viel schneller die Kapazität einer Fläche erreicht. Das heißt, je kleiner eine Fläche ist, desto weniger Individuen einer Art können darin erfolgreich überleben. Die genannten Faktoren führen zur Erhöhung des Aussterberisikos von Populationen und folglich auch von Arten. Da Populationsschwankungen aufgrund von Umweltschwankungen oder lokale Aussterbeereignisse z.B. durch Katastrophen (Feuer,  Wegfall der Hauptnahrungspflanze, etc.) nicht mehr ausgeglichen werden können.