Wiederherstellung degenerierter FFH-Lebensraumtypen durch Abgleich der digitalen Grundkarte LW

Im Gebiet der Natura-2000-Station „Rhön“ befinden sich gebietsprägende und häufige FFH-Lebensraumtypen in einem ungünstig unzureichenden Erhaltungszustand (EHZ) bzw. schlechten Erhaltungszustand. Dabei handelt es sich um Wacholderheiden, Kalk-(Halb-)Trockenrasen, orchideenreiche Kalk- (Halb-) Trockenrasen, extensive Mähwiesen des Flach- und Hügellandes und Berg-Mähwiesen.

Das Ziel des Projektes ist, den Zustand der in der Rhön gebietsprägenden FFH-Lebensraumtypen zu verbessern, um einen günstigen Erhaltungszustand derselben zu erreichen.

Der Erhaltungszustand von in den letzten Jahren aus der Nutzung gefallener FFH-Lebensraumtypen soll durch die Umsetzung zweckmäßiger Erstpflegemaßnahmen verbessert werden. Die Flächen sollen nach Beendigung der Erstpflegemaßnahmen unter zur Hilfenahme geeigneter Agrarumweltmaßnahmen (KULAP) bewirtschaftet werden. Die Maßnahmen dienen auch der Verbesserung des Biotopverbundes. Flächen, für die keine Dauerpflege sichergestellt werden kann, sollen nicht bearbeitet werden.

Um die Bereiche herauszufiltern, die in einem schlechten Erhaltungszustand sind, soll die aktuelle digitale Grundkarte Landwirtschaft (DGK) mit Stand Januar 2017 (ggf. aktueller) mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS) verschnitten werden.

Bei dem Projekt handelt es sich um ein Modellprojekt. Die Vorgehensweise soll beispielhalft für den Arbeitsansatz zur Wiederherstellung der FFH-Lebensraumtypen sein.

FFH-Lebensraumtypen

FFH bedeutet Flora-Fauna-Habitat → Flora sind die Pflanzen, Fauna die Tiere und Habitat meint die Lebensräume. Ausgewählte Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräume sind durch die Europäische Naturschutzrichtlinie im Rahmen von Natura 2000 geschützt. In diesem Projekt geht es um die Wiederherstellung und Verbesserung von FFH Lebensraumtypen.

Schorn bei Oechsen: Entfernung von Kiefernjungwuchs und Ausdünnung des Wacholders

Auf unternutzten Halbtrockenrasen/ Wacholderheiden (FFH-LRT 6210, 5130) wurden Gehölze entnommen, um den Zustand der Flächen zu verbessern und die Fläche wieder einer Nutzung zuzuführen.

 

Halbtrockenrasen vor der Gehölzentnahme im August 2017 (Foto: LPV)
Halbtrockenrasen nach Umsetzung der Maßnahmen im November 2017 (Foto: LPV)

Flachlandmähwiesen, Halbtrockenrasen und Wacholderheiden wurden entbuscht

massiver Schlehenaufwuchs sowie zahlreiche Fichten und verschiedene Laubbäume hatten 2017 Besitz von den ehemaligen Grünlandflächen an der Schäfersruh ergriffen (Foto: LPV Rhön).
durch Gehölzentnahmen konnte der offene Charakter der Flachlandmähwiese wiederhergestellt werden - 2018/19 (Foto: LPV Rhön).

 

Eine wichtige Aufgabe im Jahr 2018 war die Koordininerung der sommerlichen Nachpflege der entbuschten Bereiche. Dies ist immens wichtig, um die Flächen wieder in einen Zustand zu überführen, der eine landwirtschaftliche Nutzung zulässt.

Daneben wurden in Abstimmung mit den FFH-Managementplanern weitere Pflegeflächen ausgewählt.

In der Wintersaison 2018/19 wurde begonnen auf  Gehölze bei Kranlucken an der "Schäfersruh" zu entnehmen. Die bearbeitete Fläche umfasst 2,5 ha. Die Maßnahme wurde auf Wunsch und in enger Abstimmung mit der Gemeinde Kranlucken organisiert. Die Kranluckner beteiligten sich auch an einem sommerlichen Pflegeeinsatz.

Besonders freut sie, dass durch neue Sichtachsen wieder schöne Blicke in ihr Kohlbachttal möglich wurden und so die Wanderwege des Ortes aufgewertet werden.

Zukünftig soll die Fläche mit Rindern beweidet werden.

Julia Gombert, Petra Ludwig (beide LPV Rhön) und Manuela Henkel (Bürgermeisterin Kranlucken) nahmen viele Vor-Ort-Termine war, um die Pflegemaßnahmen zu besprechen (Foto: Gmd. Kranlucken).
Zahlreiche Verpel wuchsen im Frühjahr 2019 auf der Fläche. Hier muss man genau hinschauen, um diese nicht mit Morcheln zu verwechseln (Foto: LPV Rhön).
Um zusätzliche Strukturen - z.B. für Eidechsen - in die Fläche zu bringen, wurden Lesesteinhaufen angelegt. Durch die abgelesenen Steine ist die Fläche zukünftig besser mechanisch zu bearbeiten. (Foto: LPV Rhön)

Wiederherstellung von Flächen des Nationalen Naturerbes (NNE)

Am Westhang des Baiers bei Gehaus befinden sich ein Komplex aus Feuchtbiotopen, Kalkmagerrasen und Waldflächen.

Die Kalkmagerrasen wurden im Rahmen der FFH-Managementplanung als FFH-Lebensraumtypen (v.a. Halbtrockenrasen 6210 und kleinflächig Kalkflachmoore 7230) kartiert. Allerdings weisen sie einen schlechten Erhaltungszustand auf, da sie stark verbuscht sind.

Im Rahmen des Projektes wurden über 2,7 ha bearbeitet. Die nassen Flächen wurden im Herbst 2019 gemäht, die auf den Halbtrockenrasen stehenden Gehölze wurden entnommen sowie das Schnittgut beräumt.

 

Halbtrockenrasen mit zunehmender Schlehenverbuschung drohten völlig zuzuwachsen (Foto: LPV Rhön, 12/18)
Im Herbst 2019 wurden diese Halbtrockenrasen mechanisch entbuscht (Foto: LPV Rhön, 10/19)
Nicht nur Altgras und Schlehenjungwuchs, auch mächtige Weißdorn-Sträucher beeinträchtigten die Flächen stark (Foto LPV Rhön, 10/2019)
Mittels Forstmulcher wurden die Gehölze zerkleinert, die Schredderauflage wurde von der Fläche entfernt. (Foto LPV Rhön, 10/19)
Arten wie der Braune Feuerfalter (Lycaena tityrus), auch Schwefelvögelchen genannt, finden auf besonnten, offenen und warmen Halbtrockenrasen mit randlichen Strukturen einen Lebensraum (Foto: LPV Rhön).
Damit die Maßnahmenumsetzung zügig von statten ging und gemäß den Anforderungen realisiert wurde, war eine engmaschige Begleitung der Arbeiten nötig - hier Petra Ludwig und der Auftragnehmer, ein ortsansässiges Forstunternehmen. (Foto LPV Rhön, 10/19)