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Für Hirschkäfer, Frauenschuh & Co – erste Maßnahmen für gefährdete Arten lichter Wälder erfolgreich umgesetzt

Bei ihrer zweiten Tagung am 18. Juni 2025 überzeugten sich Fachleute der projektbegleitenden Arbeitsgruppe über die bisher erfolgreich umgesetzten Maßnahmen des im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderten Projektes „Management für Lichtwaldarten“ der Verbundpartner Wildtierland Hainich gGmbH und Fachhochschule Erfurt. Spätabends führte eine Exkursion zu einer Maßnahmenfläche bei Mühlberg zum „Hochzeitsflug“ der imposanten Hirschkäfer.

Hirschkäfer (Lucanus cervus) am Schlossberg [Foto: © Sarah Ziegler]

„Es freut mich sehr, dass die Fachexperten, Projektpartner und unsere Fördermittelgeber mit dem Projektfortschritt zufrieden sind. Und ganz besonders natürlich, dass die Hirschkäfer bei unserer abendlichen Exkursion so zahlreich unterwegs waren. Neben dem Frauenschuh (Orchideenart) und zwei Schmetterlingsarten ist der imposante Käfer eine der Zielarten in unserem Naturschutzprojekt.“, erläutert Dr. Juliane Vogt, Projektleiterin des Lichtwaldartenprojekts und Leiterin der Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld der Wildtierland Hainich gGmbH. „Auf insgesamt sieben Projektflächen mit über 30 Hektar, eine davon bei Mühlberg, haben wir in den letzten zwei Jahren während der Wintermonate und im Frühjahr Maßnahmen umgesetzt, um Lichtwald-Bedingungen für diese und viele andere seltene Arten zu verbessern. Dazu gehört beispielsweise die Entnahme von Unterholz oder das Auflichten im Oberstand sowie das Einbringen oder Fördern von Edellaubhölzern, teilweise wurden auch Rückpferde eingesetzt. In den nächsten Jahren sind viele weitere Maßnahmen geplant“, so Vogt weiter.

 

Viele gefährdete Waldarten sind auf strukturreiche, lichtdurchflutete Laubwaldstrukturen angewiesen, wie sie in unseren einförmigen Wirtschaftswäldern kaum noch vorkommen. Dazu knüpft das vom Bundesamt für Naturschutz im Bundesprogramm Biologische Vielfalt über sechs Jahre geförderte Projekt an historische Waldnutzungsformen wie beispielsweise den sogenannten Mittelwald an. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner ThüringenForst AöR und den Waldeigentümern werden geeignete Flächen gesucht, die noch Heimat der seltenen Lichtwaldarten sind. Die Strukturen werden durch Holzentnahme bzw. Neupflanzung verbessert und einer langfristigen Nutzung zugeführt, die die Bedingungen erhält. Eine Nutzungsmöglichkeit stellt Beweidung dar, wie sie auch historisch in Mittel- und Niederwäldern stattfand. Die Fachhochschule Erfurt untersucht die ökonomischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für diese neuartigen Waldnutzungssysteme und entwickelt Eckpunkte und Vorschläge für ein entsprechendes Förderprogramm. Die Ergebnisse der Maßnahmen werden durch ein ökologisches Monitoring der Zielarten und weiterer Arten überprüft und dienen als Grundlage für die Konzeptionierung der naturschutzfachlichen Bewirtschaftung. So sollen auch für andere Regionen Deutschlands übertragbare Konzepte entwickelt werden.

 

Dem fundierten Austausch und der Festlegung der weiteren Schwerpunkte des Projekts diente auch die Projekttagung in Mühlberg. Teilnehmende waren die Projektmitarbeitenden der Wildtierland Hainich gGmbH, des Kooperationspartners Fachhochschule Erfurt, ThüringenForst AöR, des Ministeriums für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten, des Projektträgers des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, des Netzwerks der Natura 2000-Stationen, des BUND Thüringen und Fachexperten für Mittelwälder und Waldweide aus Bayern und Niedersachsen.

 

Kontakt für Rückfragen: MaLiWa-Projektleiterin Dr. Juliane Vogt 0176 / 34 55 63 58

 

Hintergrund:

Das Projekt „Management für Lichtwaldarten durch angepasste Waldnutzung“ (MaLiWa) läuft sechs Jahre, das Gesamtfinanzierungsvolumen beträgt rund 2,3 Millionen Euro. Der Bund fördert davon rund zwei Millionen Euro (85 Prozent) im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Die Förderung des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten beläuft sich auf knapp 310.000 Euro.

 

Die Wildtierland Hainich gGmbH mit ihrer Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld als Leadpartner, der Verbundpartner Fachhochschule Erfurt und der Kooperationspartner ThüringenForst AöR werden bis 2029 an ausgewählten Thüringer Standorten Managementmaßnahmen zum Schutz von stark gefährdeten und streng geschützten „Lichtwaldarten“ durchführen und neuartige Waldnutzungskonzepte entwickeln, erproben und umsetzen. Im Fokus stehen dabei die vier Zielarten Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus), Hirschkäfer (Lucanus cervus), Heckenwollafter (Eriogaster catax) und Schwarzer Apollo (Parnassius mnemosyne). Am Ende des Projekts soll ergänzend dazu ein passendes Förderprogramm konzipiert werden.

 

Aufgrund ihrer spezifischen Ansprüche an ihren Lebensraum steht eine Vielzahl von „Lichtwaldarten“ heute auf der Roten Liste der stark gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Arten. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie die halbsonnigen Übergänge zwischen Wald und Offenland bevorzugen oder diese Lichtverhältnisse für einzelne Lebensabschnitte benötigen.

Projektwebseite www.lichtwaldarten.de 

 


Weitere Bilder

MaLiWa-Projektarbeitsgruppe während der Exkursion am Schlossberg bei Mühlberg [Foto: © Romy Kornau)

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