Artenreiches Grünland hat zentrale Bedeutung für den Erhalt der Biologischen Vielfalt [Naturschutzgroßprojekt Thüringer Rhönhutungen - Grünlandschutz muss noch höheren Stellenwert in der Agrarpolitik bekommen]

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Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Beate Jessel (Mitte), besuchte mit Bundes-, Landes- und Landkreispolitikern den Kalkmagerrasen am Gründchen bei Oberkatz. Projektleiterin Petra Ludwig erläutert die umgesetzten Maßnahmen. An der zweiten Station, Hexenpfad bei Fischbach, stieß Landrat Reinhard Krebs zur Exkursion. Hier konnte sich Frau Jessel ebenfalls von der Vielfalt der Rhön und der Qualität der Maßnahmen des Projektes überzeugen.

  • Erfolge im Projekt „Thüringer Rhönhutungen“ belegen den Grundsatz „Schützen durch Nutzen in der Kulturlandschaft“
  • Grünlandschutz muss noch höheren Stellenwert in der Agrarpolitik bekommen

Bonn/Geba, 13. August 2013: Gut zwei Jahre vor dem Abschluss der Förderperiode besuchte die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) Prof. Beate Jessel, an diesem Dienstag das Naturschutzgroßprojekt "Thüringer Rhönhutungen" und informierte sich vor Ort über die bisherigen Erfolge und die weiteren Herausforderungen des Projektes. Anlässlich der Gebietsbereisung wies sie auf die hohe Bedeutung von artenreichem Grünland hin: "Wenn wir die biologische Vielfalt in unserer Agrarlandschaft erhalten wollen, dann muss das Extensivgrünland unbedingt geschützt werden".

In dem Projekt werden auf ca. 3.450  ha Kerngebietsflächen Naturschutzmaßnahmen zum Schutz, zur Erhaltung und Entwicklung der charakteristischen Biotoptypen der Vorderrhön umgesetzt. Dazu gehören die großflächigen artenreichen Trockenbiotope mit Trocken- und Halbtrockenrasen, Wacholderheiden, Kahlheiden und Steintriften, aber auch Flachmoore und Kalkscherbenäcker als Lebensräume charakteristischer Pflanzen- und Tierarten. Darunter sind viele bundesweit gefährdete, seltene Orchideen-Arten wie Ohnhorn und Einknollige Honigorchis sowie Tagfalterarten wie Berghexe und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling.

"Die bisherigen Erfolge des Naturschutzgroßprojektes "Thüringer Rhönhutungen" belegen die Notwendigkeit des Grundsatzes "Schützen durch Nutzen" für bestimmte vom Menschen geschaffene, extensiv genutzte Lebensräume in unseren Kulturlandschaften" so Prof. Jessel. "Besonders auf den artenreichen Kalkmagerrasen der thüringischen Rhön gibt es keine Alternative zur traditionellen Schafbeweidung, die diese Lebensräume langfristig sichert. Solche Grünlandflächen sind prägende Elemente in der Kulturlandschaft und besitzen auch hohen ästhetischen Naturwert."

Angesichts des in Deutschland anhaltenden Verlusts an Grünland und seinem Pflanzen- und Tierartenreichtum kommt der Ausgestaltung und den Instrumenten des Grünlandschutzes große Bedeutung zu. "Nur wenn es uns gelingt, das Grünland in Umfang und Qualität zu sichern und zu vernetzen, können wir unserer Verantwortung gerecht werden und die bis 2020 vereinbarten Biodiversitätsziele auf europäischer und bundesdeutscher Ebene erreichen", sagte die BfN-Präsidentin. Sie erinnerte in diesem Zusammenhang an die enorme Bedeutung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) und mahnte für die nationale Umsetzung der kürzlich in Brüssel vereinbarten Reform auch deutliche Impulse für den Erhalt und die Förderung naturverträglich genutzter Grünlandflächen sowie ihrer Vernetzung an. "Für sehr extensiv genutztes Grünland müssen ausreichende Mittel für attraktive und rentable Agrarumweltmaßnahmen bereitgestellt werden. Dazu ist von der Möglichkeit einer Überführung von Mitteln aus der sogenannten ersten in die zweite Säule der GAP Gebrauch zu machen. Denn nur mit einer hinreichenden finanziellen Unterstützung lassen sich Nutzungssysteme, die dem Erhalt der Biodiversität besonders dienen, langfristig sichern", so Jessel. Unter dieser Voraussetzung können auch die Erfolge des NGP nach Ende der Förderperiode langfristig gesichert werden.

Rund 400 ha der besonders schützenswerten Trocken- und Feuchtbiotope der Thüringer Rhönhutungen wurden bisher wiederhergestellt bzw. optimiert. Hierbei stand neben der Erstpflege von Feuchtflächen und Streuobstbeständen vor allem die Optimierung des Verbundes der ausgedehnten Kalkmagerrasen im Vordergrund. Zum Beispiel ist das ca. 17 Kilometer lange Hutungsband am Südhang der Hohen Geba fast wieder komplett durchgängig. Die BfN-Päsidentin konnte sich überzeugen, dass Schafherden nun wieder regelmäßig die entbuschten Flächen beweiden können. Prof. Jessel zeigte sich beeindruckt von der Vielzahl der erfolgreich durchgeführten Projektmaßnahmen, die den Besuchern auch in der Wanderausstellung "Erhalt einer einzigartigen Kulturlandschaft" anschaulich erläutert werden.

 

Quelle: BfN 2013https://3c.web.de/mail/client/dereferrer?redirectUrl=http%3A%2F%2Fwww.bfn.de%2F12883.html&selection=page1