Die Feuchtflächen der Rhön

Klein aber oho – ein Trittstein für Spezialisten

Die historische Kulturlandschaft „Thüringer Rhön“ bietet durch ihre hohe Standort- und Landnutzungsvielfalt ein Mosaik aus kleinräumig verzahnten Lebensräumen. Ein solcher Biotopverbund fördert nicht nur die Artenvielfalt, sondern stärkt auch die Widerstandskraft unserer Ökosysteme gegen rasche Veränderung. Vielfältige Standortbedingungen und Störungsverhältnisse bieten Pufferzonen für zahlreiche seltene Arten. Eine der wichtigsten Pufferzonen im Anbetracht voranschreitender Klimaveränderungen sind Feuchtgebiete.

Ob in Quellbereichen oder auf Stauhorizonten, Feuchtflächen bieten Lebensräume für einzigartige Spezialisten und Überlebenskünstler und gelten als eines der gefährdetsten Biotope auf der ganzen Welt. In der Thüringer Rhön finden sich nebst Feuchtwiesen und Versumpfungen auch die durch FFH-Richtlinie geschützten Pfeifengraswiesen, Kalkniedermoore und Kalktuffquellen (FFH-LRT 7220).

Der Reichtum kleinflächiger Feuchtbiotope in der Rhön ist zu einem Großteil auf die mittelalterliche Rodungsperiode zurückzuführen, in welcher weite Teile Deutschlands waldfrei waren und durch die hohe Wasserverfügbarkeit zahlreiche Quellen entstanden. Viele Feuchtgebiete in der Rhön sind somit nicht natürlichen Ursprungs, sondern durch menschliche Nutzung entstanden. Sie werden dementsprechend vermehrt durch Vernachlässigung und Sukzession gefährdet und bedürfen regelmäßiger extensiver Pflege. Oftmals bieten diese Lebensräume „aus zweiter Hand“ die einzige Lösung für seltene Moor- und Feuchtflächen-Spezialisten, welche durch zunehmende Verinselung natürlicher Moor- und Feuchtstandorte und folglich abnehmender Landschaftskonnektivität von genetischer Isolation bedroht sind (z.B. Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris), Davall-Segge (Carex davalliana)). Zu diesen gefährdeten Arten gehören auch unsere Projekt-Zielarten Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior), Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana) und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausithous).

Feuchtflächen fallen oftmals brach und sind zunehmend von Sukzession gefährdet. Um die Flächen wieder zu öffnen, werden Entbuschungsmaßnahmen vorgenommen. In diesem Zuge wurde das teils zugewachsene kalkreiche Niedermoor „Im Talgrund“ bereits Anfang des Jahres 2024 entbuscht Feuchtflächen fallen oftmals brach und sind zunehmend von Sukzession gefährdet. Um die Flächen wieder zu öffnen, werden Entbuschungsmaßnahmen vorgenommen. In diesem Zuge wurde das teils zugewachsene kalkreiche Niedermoor „Im Talgrund“ bereits Anfang des Jahres 2024 entbuscht [Fotos: LPV Rhön]