Fledermäuse

Bechsteinfledermaus - mit Namensgeber aus Dreißigacker

Die Bechsteinfledermaus ist eine Waldfledermaus mit recht langen Ohren, die im Sommer alte Baumbestände bevorzugt – hier findet sie ausreichend Baumhöhlen, Spalten und Astabbrüche als Quartier. Manchmal nutzt die Art auch Höhlen in alten Apfelbäumen.

Bechsteinfledermäuse bilden darin kleine Wochenstuben-Kolonien, mit ca. 20 Tieren, worin sie im Juni ihre Jungen zur Welt bringen. Die Art kann im Rüttelflug in der dichten Vegetation nach Nahrung suchen. Mit ihrer langen Schnauze kann die Bechsteinfledermaus wie mit einer Pinzette Insekten von Blättern und Zweigen sammeln. Vor allem im Spätsommer jagen die Tiere sehr gerne in Streuobstwiesen.

In Thüringen stammen die Nachweise der Bechsteinfledermaus hauptsächlich aus dem Südwesten. Die Waldfledermaus ist vor allem durch intensive Forstwirtschaft, insbesondere in alten Beständen, gefährdet. Die Art gilt in Thüringen als vom Aussterben bedroht und wird in der FFH-Richtlinie in den Anhängen II und IV geführt, der Erhaltungszustand ist derzeit ungünstig-schlecht.

 

Bechsteinfledermaus (Foto: D. Nill)

Der Forstwissenschaftler Johann M. Bechstein, lehrte ab 1801 an der Lehranstalt für Forst- und Jagdkunde in Dreißigacker bei Meiningen. Er verfasste zahlreiche naturkundliche Schriften. Unter anderem beschrieb Bechstein als Erster mehrere Vogelarten und begründete die Terrarienkunde.

Schon damals war er als „Vater der deutschen Vogelkunde“ bekannt und setzte sich als einer der Ersten für den Naturschutz ein. Er forderte den Erhalt von Tieren, die man zu seiner Zeit nicht als schützenswert ansah, beispielsweise von Fledermäusen.

Graues Langohr - Fledermaus frisst Eule

Wochenstubenkolonie des Grauen Langohrs (Foto: C. Tress)

Hier ist allerdings nicht der Vogel gemeint, sondern Nachtfalter! Die ortstreuen Tiere verlassen mit Anbruch der Dunkelheit ihre Quartiere im Siedlungsbereich und fliegen entlang von Leitstrukturen, wie Hecken zu den Jagdrevieren – hierzu gehören neben Waldrändern und Gärten auch Streuobstwiesen. Das Lieblingsfutter dieser „Dorffledermaus“ sind Eulenfalter, welche sie durch ihre besonderen Flugkünste auch in recht dichter Vegetation erbeuten können.

Wie der Name schon sagt, fallen bei der Art sofort die sehr großen Ohren auf, die im angelegten Zustand wie kleine Widderhörnchen aussehen. Das Graue Langohre ist eine mittelgroße Fledermausart mit grauem Fell am Rücken und Kopf und hellgrauem oder weißem Fell am Bauch. Es kann leicht mit dem Braunen Langohr verwechselt werden.

Für das Graue Langohr haben wir in der Rhön besondere Verantwortung, weil hier der Thüringer Verbreitungsschwerpunkt der Art liegt. Neben der Problematik von immer weniger werdenden, geeigneten Winterquartieren in den Dörfern, spielt die Nahrungsverfügbarkeit eine wesentliche Rolle für den Erhalt der Art. Dem Erhalt dörflicher Strukturen (Wochenstuben- und Winterquartiere sowie Leitlinien zu insektenreichen Nahrungshabitaten, wie Streuobstwiesen) kommt dabei eine essentielle Rolle zu.

Braunes Langohr - häufigere Schwesternart…

Braunes Langohr bei der Jagd (Foto: D. Nill)

…des Grauen Langohrs in Thüringen, ist ebenfalls eine mittelgroße Fledermausart mit sehr großen Ohren. Das Braune Langohr ist grundsätzlich als Waldfledermaus einzuordnen, aber sie ist sowohl baum- als auch gebäudebewohnend. Im Siedlungsbereich werden Parks, Gartenanlagen, Friedhöfe und Obstbaumanlagen angenommen.

Als Jagdgebiete dienen ihm Wälder, Obstwiesen, Gebüschgruppen, Hecken und insektenreiche Wiesen. Gejagt wird mit Vorliebe in Baumkronen, auch in Streuobstwiesen. Falter und andere Insekten werden in den quartiernahen Jagdrevieren erbeutet.

Der Thüringer Südwesten ist ein Verbreitungsschwerpunkt von den vom Aussterben bedrohten Arten Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) und Graues Langohr (Plecotus austriacus).

Ideengeber für „Geflügelte Vielfalt“: „Lebensraumentwicklung von Streuobstwiesen mit der Zielartengruppe Fledermäuse“ (DBU, 2007 – 2011) Link https://www.dbu.de/projekt_25211/01_db_2848.html

Die Informationen zu den Arten wurden maßgeblich dem Naturschutzreport „Fledermäuse in Thüringen“ (2. Auflage, Tress, J. et al. (2012)) entnommen.