Streuobst

Streuobstwiesen sind Hotspots der biologischen Vielfalt, sind wichtig für Boden- und Gewässerschutz und bieten einen Ort der Erholung. Zudem sind sie die Lieferanten für hochwertige regionale Obstprodukte.

2021 hat die UNESCO die Streuobstwiese zum „immateriellen Weltkulturerbe“  ernannt, da es Wissen und Können bedarf, um sie zu erhalten und somit den Charakter unserer Heimat.

Streuobst prägt die Landschaft, auch in Thüringen

Vor allem in Mitteldeutschland sind Streuobstbestände bis heute landschaftsprägend. Mit rund 10.100 ha Gesamtfläche (TMUEN 2019) gehören sie in Thüringen zu den gesetzlich geschützten Biotopen. Man findet sowohl Streuobstwiesen als auch Streuobstalleen. Hochstämmige Einzelbäume gehören ebenso zum Streuobst - die Bäume stehen häufig „verstreut“ in der Landschaft. Die häufigste Anlageform ist die Streuobstwiese, bei der hochstämmige Obstbäume auf Wiesen oder Weiden stehen. Seltener findet Ackerbau als Unterwuchsnutzung statt. Die umweltverträgliche Nutzung eines Streuobstbestandes schließt die Anwendung von Pestiziden und Dünger möglichst aus.

Wir haben selbst zwei Streuobstwiesen und entwicklen diese nach naturverträglichen, die Biodiversität fördernden Kriterien.

 

Sortenbestimmung beim Streuobstfest 2013 - ja, manche Sorten halten bei geeigneter Lagerung ca. ein Jahr! (Foto: J. Gombert)
(Foto: LPV)

Streuobst und Naturschutz

Seit den 1980er Jahre nehmen die Bemühungen zum Schutz und zur Förderung der Streuobstbestände zu. Motivation hierfür sind die Bedeutung des Streuobstbaus für Landschaftspflege und Naturschutz, als Kulturgut und als Erwerbszweig sowie für Naherholung und Tourismus.

Für die mitteleuropäische Biodiversität spielen Streuobstbestände mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie über 3.000 Obstsorten eine herausragende Rolle. Charakterarten sind Steinkauz, Wendehals und Grünspecht. Aber auch Fledermäuse nutzen die Flächen und profitieren vom Insektenreichtum dort.

Streuobst beim Landschaftspflegeverband

Beratung und Unterstützung bei der Beantragung von Fördermitteln zur Pflege und Pflanzung von Hochstämmen (NALAP, Landkreise)

Beantragung und Umsetzung von Streuobstprojekten
    ◦ Geflügelte Vielfalt
    ◦ AGORA-NATURA
    ◦ Zertifizierte Naturschutzprojekte

Regelmäßiges Angebot von Schnittkursen, Veredlungskursen, Sortenbestimmung

Durchführung von Streuobstfesten (2 jährig, immer im „geraden Jahr“) – Achten Sie auf Bekanntmachungen in den Medien!

Vermittlung von Adressen zu VerwerterInnen (Mostereien)

Neupflanzung alter Sorten
Durch Neupflanzung alter Sorten werden die wertvollen Streuobststrukturen erhalten (Foto: P. Ludwig)
Schnittkurse
Schnittkurse stoßen jedes Jahr auf reges Interesse bei den RhönerInnen (Foto: K. Döll)

Woran erkenne ich eine Streuobstwiese?

Als Streuobstwiese werden alle flächigen, im unmittelbar räumlichen Zusammenhang stehenden Bestände von mindestens zehn hochstämmigen, starkwüchsigen und großkronigen Obstbäumen auf Grünland bezeichnet. Inbegriffen sind auch teilweise abgestorbene und überalterte Bäume sowie Nach- und Neupflanzungen. Hochstamm-Obstbäume sind hierbei gemäß den bundesweiten Gütebestimmungen definiert als Obstbäume mit mind. 160 cm Stammhöhe (1950 - 1995), bei Neupflanzungen mit mind. 180 cm Stammhöhe. Mittelstämme können beigemischt sein.

Häufig handelt es sich bei den Bäumen um verschiedene Apfelsorten. Aber auch andere Obstarten wie Birnen, Pflaumen, Kirschen und Walnüsse finden sich in zahlreichen Sorten in den Beständen.

Zum Handlungskonzept Streuobst Thüringen

Streuobstwiesen bei Kaltenwestheim
Streuobstwiesen, wie hier bei Kaltenwestheim im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön werden z.T. mit Schafen beweidet (Foto: J. Gombert).
Obstbäume, als Allee
Entlang vieler Wege finden sich ebenfalls Obstbäume, als Allee gepflanzt, die manchmal mit ganz besonderen Sorten überraschen (Foto: J. Gombert).
Birnenbaum
Einzelne Obstbäume, wie dieser Birnenbaum bereichern das Landschaftsbild zusätzlich (Foto: J. Gombert).

Streuobst früher und heute

Die Nutzung der Früchte von Obstgehölzen geht bis ins Altertum zurück. Aber ab dem 17., vor allem aber im 18. Jahrhundert, wurde der Obstanbau stark gefördert und zum Teil erzwungen. Der Obstanbau spielte etwa ab dem 18. Jahrhundert eine größere Rolle für die Versorgung der Bevölkerung.

Streuobstwiesen umgaben und verbanden landschaftlich prägend die Dörfer und Städte. Sie wurden für die Versorgung der Bevölkerung unverzichtbar. Das Wissen um ihre Pflege und um die Verarbeitung des Obstes war fester Bestandteil der Lehre der Land- und der Hauswirtschaft.

In den 1950er bis 1970er Jahren waren Streuobstbestände dann durch teils öffentlich geförderte Rodungen gefährdet, die meist auf die Umwandlung in niederstämmige Monokulturen abzielten. Heutzutage sind Streuobstbestände direkt am stärksten durch Bebauung, durch Intensivierung sowie durch Nutzungsaufgabe und Verbrachung gefährdet. Ursache hierfür ist die häufig mangelnde Rentabilität des Streuobstbaus im Vergleich zu den rationeller zu bewirtschaftenden Niederstamm-Anlagen. Dies gilt insbesondere für den Tafelobstbau. Bei der Direktvermarktung von Saft und der Kleinbrennerei war und ist die Streuobst-Bewirtschaftung vergleichsweise rentabel.
Die Mechanisierung der Ernte mit Lese- und Schüttelmaschinen eröffnet der rentableren Bewirtschaftung neue Möglichkeiten. Auch in Thüringen werden neue Wege der Vermarktung beschritten.

Streuobstwiesen-Video

Ansprechpartnerinnen

Lena Gothe
Mail:           l.gothe@lpv-rhoen.de
Telefon:     036946/20656

Ricarda Blum
Mail:          r.blum@lpv-rhoen.de
Telefon:    036946/20656