Naturschutzgroßprojekt "Thüringer Rhönhutungen" - Laufzeit Dezember 2005 - Juni 2016

- ein Projekt zum Erhalt der biologischen Vielfalt-

Die thüringische Rhön kennzeichnet ein Mosaik aus Grünländern, Hecken und naturnahen Wäldern. Die Diversität verschiedener Lebensräume ist ein Element der biologischen Vielfalt. In dieser Kulturlandschaft sind Artenvielfalt sowie Vernetzung und Ausdehnung der Lebensräume bemerkenswert und von bundesweiter Bedeutung. Das Projektgebiet liegt vollständig im UNESCO Biosphärenreservat Rhön - einer vom Bundesamt für Naturschutz ermittelten `Hotspot`-Region der biologischen Vielfalt in Deutschland. Das Gebiet ist dem Naturraum der Vorderrhön zuzuordnen und hat eine Gesamtgröße von ca. 13.650 ha, wovon etwa 3.500 ha auf acht Kerngebiete entfallen. Zwei Drittel der Gebietsfläche liegen im Verwaltungsbereich des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, ein Drittel im Wartburgkreis. 

Hier liegt das größte, kolline (im Hügelland gelegene) bis submontane (700 m - 1.000 m Höhe) Magerrasengebiet Deutschlands mit sehr langen, oft noch intakten Triftverbindungen. Die einzelnen Magerrasen liegen dabei in einem sehr engen Biotopverbund und zeichnen sich durch bemerkenswerte Einzelflächengrößen von > 50 ha aus. Damit erlangt das Gebiet europaweite Bedeutung.
 

Wir wollen mit dem Naturschutzgroßprojekt die `Rhöner Landschaft behüten`!

intensives Grünland und Ackerbau in den Tallagen, beweidete Kalkmagerasen und basaltige Bergkuppen mit Waldbestand prägen das Bild der Vorderrhön (Foto: LPV)
Luftaufnahme des Südhanges der Hohen Geba mit ausgedehnten Kalkmagerrasen (Foto: F. Fischer)

Das Projektgebiet ist besonders durch die artenreichen Kalkmagerrasen geprägt, die sich im Laufe der Jahrhunderte durch Schafbeweidung herausbildeten. In der Rhön herrschte schon immer die Hüteschafhaltung vor. Das heißt der Schäfer zieht mit seiner Herde von Weidefläche zu Weidefläche. Heute sind viele dieser Flächen gefährdet.

Die Optimierung und Wiederherstellung der Kalkmagerrasen - mit all ihren Varietäten - stand im Mittelpunkt des Naturschutzgroßprojektes  „Thüringer Rhönhutungen“. Durch Wiederherstellung von Flächen, Herdenerweiterungen und einem breiten Katalog weiterer Maßnahmen soll in der Förderphase II (Dezember 2005 –  Juni 2016) dem Ziel, die beeindruckende Kulturlandschaft der Vorderrhön langfristig zu erhalten, näher gerückt werden.

Schafe beweiden seit Jahrhunderten die Hutungen der Rhön. Das Mitführen von Ziegen bringt einen besseren Verbiss der Gehölze mit sich.
Schafe beweiden seit Jahrhunderten die Hutungen der Rhön. Das Mitführen von Ziegen hat einen besseren Verbiss der Gehölze zur Folge. (Foto: LPV)

Historische Landnutzung

Im Gesamtraum der Rhön wurde die Landwirtschaft vom Mittelalter bis ins 19. Jh. hinein durch geregelte Dreifelderwirtschaft in Siedlungsnähe und ungeregelte Feld-Gras- oder Feld-Weidewirtschaft mit lang andauernden Brachen in den dorffernen Bereichen gekennzeichnet. Diese Bewirtschaftungsform unterstützte die heute zu beobachtende hohe Biodiversität der Region.

Stark an diese Bewirtschaftungsweise gekoppelt war eine extensive Schaf- und Ziegenhaltung in Form der Huteweide (Schimmelpfeng 1993), bei welcher im Gegensatz zur Standweide keine Umzäunung der Weidefläche vorgenommen wird. Die Huten waren räumlich und zeitlich keinen Regelungen unterworfen. Vom Frühjahr bis in den späten Herbst weideten die Herden, geführt von Hirten, auf den gleichen Flächen (Nitsche & Nitsche 1994).

Als landwirtschaftliche Sonderkulturen des Projektgebietes ist der vom Mittelalter bis etwa zum Dreißigjährigen Krieg betriebene Weinbau zu nennen, der in klimatisch günstigen Lagen bis in Höhen von 500 mNN möglich war. Bis zum Beginn des 19. Jh. wurde in der Region auch Hopfen kultiviert. Ab 1770 wurde der Obstbau stark gefördert und besetzt bis heute viele der ehemaligen Weinlagen.

Getreidefeld mit säumenden Apfelbäumen bei Stepfershausen (Foto: J. Gombert)