Welttag der Feuchtgebiete 2024

Rote Liste-Art Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausithous) auf der Blüte des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) in der Rhöner Feuchtfläche „Mehlweiß“ (Foto: Julia Gombert)

Das Netzwerk Natura-2000-Stationen spricht sich zum Welttag der Feuchtgebiete für einen erhöhten Schutz dieser bedrohten Lebensräume aus. Im Jahr 2024 steht der Tag unter dem Leitthema „Feuchtgebiete und menschliches Wohl“.

Mit der Unterzeichnung der Ramsar-Konvention wurde 1971 der Grundstein zum Schutz von Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung gelegt. Heute verpflichten sich weltweit 172 Vertragsstaaten diese wertvollen Lebensräume zu schützen. In Deutschland wurden 34 international bedeutsame Feuchtgebiete festgesetzt, wovon sich eines - der Helmestausee Berga-Kelbra - in Thüringen befindet. Doch sowohl regional als auch lokal kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu.

 

Feuchtgebiete, wie Moore, Sümpfe, Feuchtwiesen oder Auen, übernehmen wichtige Funktionen in der Natur aber auch für uns Menschen. Sie stellen nicht nur einen raren und einzigartigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dar, sondern haben darüber hinaus eine immense Bedeutung für den Klimaschutz. Etwa ein Fünftel des Kohlenstoffs weltweit wird durch Feuchtgebiete gespeichert. Besonders Moore erweisen sich dabei als effektive Langzeitspeicher, da sie, bezogen auf die Fläche, ein Vielfaches an Kohlenstoff binden können im Vergleich zu Wäldern.

Doch der Zustand der Gebiete verschlechtert sich zunehmend. Im 20. und 21. Jhd. wurden Feuchtgebiete an vielen Orten entwässert, da Platz für die Landwirtschaft und andere wirtschaftliche Nutzungsformen geschaffen werden musste. Das hat dazu geführt, dass in Deutschland heute ca. 90 % der Moorflächen verschwunden sind und mit ihnen zahlreiche Vögel, Amphibien und Reptilien, die auf feuchte Biotope angewiesen sind. Nicht umsonst zählen Moore heute zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen weltweit. Darüber hinaus führt das kontinuierliche Unterbinden und Einschränken der Fließgewässerdynamik, z.B. durch Flussbegradigungen oder Uferverbau, vermehrt zu Hochwasserereignissen.

Das Netzwerk Natura-2000-Stationen setzt in diesem Zusammenhang wichtige Akzente in der Naturschutzarbeit. In zahlreichen Projekten werden Maßnahmen zur Wiederherstellung von Habitatgewässern oder zur Wiedervernässung von Mooren und Feuchtgebieten umgesetzt. Das Wiederbeleben von Auendynamiken spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle, da somit temporäre Gewässer geschaffen werden, welche die Lebensgrundlage für Kreuzkröte, Gelbauchunke und Co. darstellen. Die thüringenweit tätige Natura 2000-Station „Auen, Moore Feuchtgebiete“ engagiert sich darüber hinaus für mehr Amphibien- und Wiesenbrüterschutz und leistet Beratertätigkeiten sowie Umweltbildungsangebote. Das Naturschutzgroßprojekt „Bäche, Moore und Bergwiesen im Thüringer Wald“, in welches das Netzwerk Natura 2000-Stationen als enger Partner eingebunden ist, leistet einen bedeutenden Beitrag zur Renaturierung naturferner Gewässer und geschädigter Moore. Seit dem 01.November 2023 setzt sich über das ENL-Projekt „Feuchtflächenpflege“ (2023 ENB 0004) auch der Landschaftspflegeverband „Thüringer Rhön“/ die Natura-2000-Station „Rhön“ für Maßnahmen zur Wiederherstellung von artenreichen Niedermooren und Feuchtgebieten ein. Ziel des Projekts ist die Aufwertung und der Erhalt von Feuchtflächen als wertvolle Trittsteinbiotope und Lebensraum seltener Spezialisten-Arten wie der Wiesenknopf-Ameisenbläuling, die schmale Windelschnecke oder der Sumpf-Sitter.

Die Arbeit des Netzwerkes gibt somit Hoffnung, dass in Thüringen auch noch zukünftig Feuersalamander, Schwarzstorch und Geburtshelferkröte anzutreffen sind.

Hintergrund

2016 wurde das Netzwerk Natura-2000-Stationen in Thüringen etabliert und setzt seither Maßnahmen zum Schutz bedrohter Thüringer Lebensräume und Arten um. Das Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen und die 12 Stationen initiieren Arten- und Biotopschutzmaßahmen, beraten Landnutzer und Landnutzerinnen sowie Interessierte bezüglich Natura 2000. Das Prinzip des Netzwerkes Natura 2000-Stationen ist bundesweit einmalig und seit 2019 dauerhaft gesetzlich verankert.

Der Welttag der Feuchtgebiete (World Wetlands Day) findet seit 1997 jährlich am 02. Februar statt. Den Ausgangsunkt des Gedenktags stellt die Ramsar -Konvention, ein Übereinkommen über Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, dar. Der Tag rückt die Wichtigkeit und den Wert von Feuchtgebieten vermehrt in den öffentlichen Fokus.

Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite des Welttages der Feuchtgebiete.