Feuchtlebensräume, naturnahe Quellen und Kalk-Flachmoore

Charakteristik:

besonders schön ausgeprägte Kalk- tuffquelle bei Fischbach im Kerngebiet 3 (Foto: J. Gombert)
besonders schön ausgeprägte Kalk- tuffquelle bei Fischbach im Kerngebiet 3 (Foto: J. Gombert)

Quellen sind durch punktuell oder flächig austretendes Grundwasser, welches sickernd bis schnell fließend  zu Tage tritt gekennzeichnet. In den Kerngebieten gehört der überwiegenden Teil der kartierten Quellen zu den flächig austretenden Sickerquellen (Helokrenen), daneben finden sich Fließquellen (Rheokrene). Eine Besonderheit im Projektgebiet bilden stark kalkreiche Quellen, die durch Kalksinterbildung (Kalksinter bei wikipedia) gekennzeichnet sind. Eine große Kalktuffquelle befindet sich z.B. in Kerngebiet 3 im hinteren Sommertal am Nordhang des Kreuzeller.
In vergangenen Zeiten wurden die über Jahrhunderte aufgebauten mächtigen Kalktufflager abgebaut, um für den Häuserbau leichtes Baumaterial zu gewinnen.

kalkreiches Flachmoor (Foto: J.Taut)
kalkreiches Flachmoor (Foto: J.Taut)

Kalk-Flachmoore sind Kleinseggen-Gesellschaften, die auf Böden mit hohem organischem Anteil wachsen. Quellen und Kalk-Flachmoore findet man überwiegend an Unterhängen im Grenzbereich zwischen Unterem Muschelkalk und Oberem Buntsandstein (Röt). Durch den Stau des Wassers beim Eintritt ins Moor wachsen Hangquellmoore (Hangquellmoore bei wikipedia) i.d.R. hangaufwärts und weisen aufgrund der Hangneigung und des damit verbundenen starken Abflusses nur ein schwaches Wachstum auf. Das Alter der Kalkflachmoore in der Rhön ist im Vergleich zu anderen Moortypen gering. Ein Großteil dieser Moore dürfte erst nach den mittelalterlichen Rodungsphasen entstanden sein und ist daher eng mit der Siedlungstätigkeit des Menschen verbunden (LIFE-PROJEKT RHÖN 1997). Flachmoore wurden bis in die 1950er Jahre hinein typischerweise als Streuwiese genutzt, d.h. die Flächen wurden im Herbst gemäht und das gewonnene Heu als Einstreu verwendet.

Schutzwürdigkeit im Projektgebiet:

Rhönquellschnecke sind kleiner als ein Stecknadelkopf. Dieses Bild, auf dem auch ein Stecknadelkopf zu finden ist, macht die Kleinheit dieser Art deutlich (Foto: S. Zänker)
Die winzig kleine Rhönquellschnecke hier im Größenvergleich mit einem Stecknadelkopf (Foto: S. Zänker)

Hervorzuheben sind die Quellen mit Kalktuffablagerungen in den Kerngebieten 2, 3 und 4, welche prioritäre FFH-Lebensraumtypen darstellen.
Generell stellen Quellen Lebensräume für eine stark angepassten Fauna dar. Als besonderes Kleinod ist die Rhön-Quellschnecke (Bythinella compressa) (RLT 2) zu nennen. Sie ist eine endemische Art, welche nur in der Rhön und dem Vogelsberg-Gebiet vorkommt.

Beeinträchtigung, Gefährdung, Schutzbedürftigkeit:

Viele Quellbereiche und Kalk-Flachmoore werden durch starken Viehtritt, Eutrophierung sowie Befahren beeinträchtigt. Gefährdungen bestehen außerdem durch Quellfassung bzw. -verbauung. Der überwiegende Teil der Kalk-Flachmoore und Feuchtflächen wird durch fehlende Nutzung und durch randliche Austrocknung gefährdet. Mitunter sind bereits Großseggen und Hochstauden bzw. Gehölze eingedrungen.

Entwicklungspotential:

Bei Behebung der Beeinträchtigungen liegt ein hohes Entwicklungspotential der betroffenen Bereiche vor. Ausgrenzungen können zur Regeneration der dort charakteristischen Vegetation führen.
Die moortypische Vegetation kann bei den Kalk-Flachmooren durch extensive Mahd wieder hergestellt werden, gegebenenfalls ist vorab eine Aushagerungsmahd erforderlich.